Das Familienwappen ? Ursprung und Geschichte
Sie haben sich schon öfter gefragt, warum und wie Wappen überhaupt entstanden sind?
Stellen Sie sich einmal vor, sie landen auf dem Flughafen eines Landes, das Ihnen kulturell und sprachlich vollkommen unbekannt ist. Um zur Gepäckausgabe zu gelangen, werden sie automatisch nach Zeichen und Symbolen suchen, die Ihnen Orientierung verschaffen sollen.
Wie es Ihnen heute im 21. Jahrhundert bei Ihrem Sommerurlaub ergeht, erging es schon den Kreuzrittern Ende des 11. Jahrhunderts. Mit dem Unterschied, dass die Orientierung im Kriegsgetümmel bekanntlich über mehr, als den schnellsten Weg zum Taxistand entschied. Damals fanden sich die europäischen Heerscharen plötzlich mit islamischen Truppen konfrontiert. Was für die eigene Sicherheit zwar gut war, machte eine Unterscheidung zwischen Freund und Feind unmöglich: Der geschlossene Helm.
Eine Kennzeichnung auf der Rüstung musste her und das Wappen wurde geboren! So bemalte man zunächst die größte Fläche, die zur Verfügung stand: Den Schild. Später wurden zudem auch noch die Helme künstlerisch verziert. Diese beiden Elemente kommen Ihnen im Zusammenhang mit Wappen irgendwie bekannt vor? Kein Wunder, denn Schild, Helm und Helmzier avancierten zu den wichtigsten Gestaltungselementen des Vollwappens – und sind es bis heute geblieben.
Und wie das so ist bei historischen Phänomenen, entwickelte sich natürlich auch rund um das Wappen eine eigene Wissenschaftsrichtung: Die Heraldik. Allerdings gilt: Wappen ist nicht gleich Wappen, denn ein korrektes Wappen ist nach heraldischen Regeln gestaltet ist, die eben bereits im Kriegsgetümmel der Kreuzzüge entstanden sind. So erklärt sich auch gleich ganz praktisch die heraldische Vorgabe, dass ein Wappen unverwechselbar sein muss.
Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass nur ritterliche und adlige Schichten Wappen annehmen durften. Schließlich vergingen nach dem ersten Auftauchen der Wappen gerade mal ein paar Jahrzehnte bis diese auch von bürgerlichen Familien verwendet wurden. Für den Aufstieg der großen, aufstrebenden bürgerlichen Familien spielte das Wappen in zweierlei Hinsicht eine zentrale Rolle. Einerseits war das Familienwappen ein Statussymbol, das einen auf eine Ebene mit dem Adelsstand erhob; andererseits konnten noch nicht einmal die privilegierten Schichten lesen und schreiben, was sie in Anbetracht einer immer komplexeren Lebensumgebung und Arbeitswelt vor wachsende Schwierigkeiten stellte.
Rechtsgeschäftliche Vereinbarungen wurden immer häufiger und in Ermangelung einer Unterschrift eignete sich nichts besser, als ein Siegel mit dem eigenen Wappen, um ein Rechtsgeschäft abzuschließen. Zudem trug man es sowieso in Form eines Ringes stets ?siegelbereit? am Finger.
Wurde also ein Kauf im wahrsten Sinne des Wortes besiegelt, so war spätestens mit diesem visuellen Zeichen auch dem ganz großen analphabetischen Bevölkerungsteil klar, wem nun was gehörte oder wer mit wem etwas ausgehandelt hatte. Das Siegel mit dem Wappen war damit zu einem unverzichtbaren Kommunikationsmedium einer Gesellschaft geworden, in der nur eine hauchdünne, privilegierte Schicht des Schreibens und Lesens mächtig war.